Ich wurde eher zufällig auf die Existenz von Cuys aufmerksam, war aber von ihrem imposanten Erscheinungsbild direkt fasziniert. Sie sind zweifelsohne etwas Besonderes.

Die Cuy-Zucht ist wenig verbreitet. Im Gegensatz zu Kaninchenzüchtern, die zumeist nur ein oder zwei Rassen mit zudem einer Fellfarbe züchten, schienen mir die Cuyzüchter zudem überwiegend wenig spezialisiert. Die Ursache dafür scheint mir darin zu liegen, dass es nur wenige „reinerbige“ Zuchten und auch entsprechend wenige „reinerbige“ Cuys gibt (beziehungsweise umgekehrt) und die generelle Freude an der Vielfältigkeit der Fellzeichnungen und -Formen überwiegt, wohingegen die gezielte Züchtung nach Rassestandards nicht im Fokus steht. So wie auch Cuys generell bei Meerschweinchenschauen noch eher ein Randphänomen sind.

Ich entschied mich, dunkeläugige Glatthaar-Cuys in den Farben Buff, Weiß und Creme mit Kalifornia-Zeichnung zu züchten. Weil ich diese Tiere am schönsten finde. Musste dann aber schnell feststellen, dass es solche Tiere offenbar nur sehr vereinzelt zu erwerben gibt und zudem nicht in reinerbiger Form. Es war also nicht möglich, reinerbige Tiere in benötigter Anzahl von verschiedenen Züchtern (und ohne Verwandtschaft miteinander) zu beziehen und dann einfach loszulegen und sich darauf verlassen zu können, dass direkt das gewünschte Ergebnis herauskommt.

Stattdessen befand ich mich schon vor Zuchtbeginn mitten im Biologieunterricht wieder, setzte mich intensiv mit der Farb- und Rassegenetik von Meerschweinchen auseinander, analysierte das Erscheinungsbild verfügbarer Ausgangstiere und ihrer Eltern und schlussfolgerte daraus, welche Tiere in welcher Kombination am ehesten meinem Zuchtziel dienlich sein könnten.

Bis ich mein eigentliches Zuchtziel erreicht haben werde, darf ich allerdings noch mit einigen Überraschungen rechnen. Denn nicht immer sieht man Tieren direkt an, welche genetische Eigenschaften sie verborgen zusätzlich tragen. Es werden also durchaus hübsche und gesunde Cuy regelmäßig von mir zur Abgabe stehen, welche meinem Zuchtziel nicht entsprechen. (Und irgendwann dann hoffentlich auch Cuy, welche meinem Zuchtziel entsprechen und zudem irgendwann noch einige Jahre später dann vielleicht sogar über Reinerbigkeit verfügen könnten.)

Besondere Herausforderungen erwarten mich in Bezug auf die Ausgangstiere hinsichtlich der „Entfernung“ der von mir züchterisch nicht angestrebten und rezessiv (also nicht-sichtbar) vererbten Eigenschaften. Das wird mich sicherlich noch die nächsten Jahre auf Trab halten.

Ich achte auf das Wohlbefinden meiner Tiere. Sauen sowie Böcke werden frühestens mit einem Gewicht von um die 1000g zur Zucht eingesetzt (das ist um den dritten/vierten Lebensmonat herum der Fall). Die Sauen erhalten zudem nach dem Abstillen eine individuelle Zuchtpause, die sich u.a. an ihrem Gewicht orientiert (viele magern durch die körperliche Belastung etwas ab). Die Gehege sind weitläufig und mit Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten ausgestattet, wie es dem Wesen der Höhlenliebhaber entspricht. Jungtiere wachsen im eingeschlechtlichen, sozialisierenden Familienverband auf, dem ein Leitbock bzw. eine Leitsau vorsteht.

Tiere mit unerwünschten genetischen Eigenschaften werden von der Zucht ausgeschlossen.

Aufgrund der zunehmenden Hitzeperioden im Sommer und der Hitzeempfindlichkeit der Tiere habe ich mich (das war eine Vernunftentscheidung) gegen ein Außengehege und für klimatisierte Innengehege entschieden. (Im Sommer max. 20 Grad, im Winter halte ich sie bei 10 Grad, zudem wird durch die gesteuerte Belüftung die Luftfeuchtigkeit reduziert und eventuelle Ammoniakdämpfe abgeleitet). Gereinigt wird natürlich trotzdem alle 2-3 Tage. Die Haltung erfolgt auf Fleece (mit waschbaren Saugunterlagen) zur Reduzierung der Kompostmenge.